Mittwoch, 11. Februar 2009

Follikelsprünge

Was ist schon ein mattes PMS gegen einen heftigen Eisprung, maulte Tonja gestern und schob sich in der Osteria Numero Uno das 18. Kastaniengnocco zwischen die Zähne. Während der Phase der Empfängnisbereitschaft würde sich die Libido einer Schwester in selten erreichte Höhen schwingen und dieselbe (nämlich die Schwester) fast völlig ihrer Urteilsfähigkeit berauben, triumphierte Tonja nach einem kräftigen Schluck Prosecco. Weniger elegant formuliert: Frau lässt fast alles (besser: fast jeden) an sich ran. Wenn Tonja auch nach kurzem Rückblick in die eigene Vergangenheit einräumte, dass es seltene Exemplare von Männern gebe, denen nicht mal ein Follikelsprung helfen könnte. Zum Thema Follikelsprung kann ich als inzwischen Unbeteiligte nicht mehr viel Kluges beitragen. Selbst wenn ich in der Kiste der Erinnerungen krame, ziehen nur Erinnerungsfetzen an mir vorbei wie jene an ein großes Pistazien-Malaga-Eis in der Kindheit. Vielleicht liegen hinter den Speckfalten meines Unterbauchs noch ein paar Eier in der Legebatterie, die schon längst die Hoffnung auf eine Fernreise aufgegeben haben. Quasi eine Follikeldeponie. Wohin kommt der Müll eigentlich? Letztlich egal.

Greifen wir das Tonja-Prinzip auf, empfiehlt sich für nachfolgende Schwesterngenerationen dringend ein Follikel-Dating-Planner mit inkludiertem Mondkalender. Ich erinnere mich daran, wie Tonja einmal nach einem One-Night-Stand erzählte, sie hätte gar nicht mit einem Infight in der Bettwäsche gerechnet. Bester Indikator für ihre harmlosen Absichten sei gewesen, dass sie sich ihre Beine nicht rasiert hätte. (Möglicherweise litt sie unwissentlich am PMS, und der möglicherweise masochistisch veranlagte Knabe hat sich widerspruchslos zumindest verbal niederprügeln lassen.) Das heißt, wenn Schwester vor dem Treff mit der besten Freundin im Stammbeisl das unstillbare Verlangen nach einer Wadenrasur ergreift und noch dazu Vollmond herrscht, ist höchste Vorsicht angesagt und sollte auf jeden Fall der Thekenbereich plus der dort im Rudel lauernden Männchen großräumig umrundet werden. Auf dass es kein böses Erwachen gibt, frau sich selbst nicht mehr versteht und die Resturlaubstage vor dem nächsten PMS nicht versaut sind.

Schwestern mit regelmäßigem Zyklus sei also empfohlen, um den Follikelsprung herum seit Ewigkeiten ruhende oder noch gar nicht in Angriff genommene häusliche Arbeiten zu erledigen. So kommt frau wenigstens einmal pro Monat dazu (im günstigsten Fall, später einmal im Quartal), die Abstellkammer aufzuräumen, die Pflanzen umzusetzen oder die Fotos auszusortieren. Alles eine Frage der Planung.

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