Montag, 1. November 2010

Eineinhalb Jahre später...

Im Leben einer Frau 40+ sind eineinhalb Jahre eine vernachlässigbare Größe. Eigentlich nicht der Rede wert und je nach Schwesterntyp nur messbar an der Anzahl der seither verabreichten Botox-Spritzen, der Klassenwiederholungen des Nachwuchses oder der in dieser Zeit verschlissenen Liebhaber.

Meine Leserinnen verdanken das Ausbleiben meiner Blog-Einträge in diesem Zeitraum einer hundsgemeinen Sternenkonstellation, die zu verstehen mir nicht nur das naturwissenschaftliche Verständnis fehlt, sondern vermutlich auch die Bereitschaft. Allerdings vertraue ich meiner Astrologenfreundin Rosi, diesem irren Lockenkopf, denn wie anders wäre das Aussetzen von Hirn, Kreativität und Fröhlichkeit zu erklären, das mir in der Praxis eine handfeste Schreibblockade einbrachte und nur mit sehr viel Glück keinen von der Allgemeinheit finanzierten Erholungsurlaub in einer geschlossenen Anstalt. Doch was uns nicht umbringt, macht uns bekanntlich nur härter. Here I am again!

Gitte ist nach wie vor in der Lage, einen Schnuckel 400 Meter gegen den Wind zu riechen. Wie viele von denen sie in den vergangenen eineinhalb Jahren verbraucht hat, entzieht sich meinem Erinnerungsvermögen. Ich müsste dafür mindestens so lange grübeln wie für eine Einkaufsliste vor einem verlängerten Feiertagswochenende, und dazu fehlt mir im Augenblick die Zeit. Ich bin ihr nur sehr dankbar für die von ihr gemachten Erfahrung, dass sich eine Vernunftbeziehung selbst in unserem Alter nicht lohnt. Der Generaldirektor, mit dem sie sämtliche Festspieleröffnungen der vergangenen Saison absolvierte, machte in der Tat nur auf dem roten Teppich gute Figur und ließ ihre Wangenpartie innerhalb weniger Wochen auf Schildkrötenmodus verdorren. Was allerdings ein Schnuckel innerhalb von 24 Stunden mit ordentlich Körpereinsatz reparieren konnte.

Steffi kocht nach wie vor zwei Mal im Jahr Marmelade ein, in der Hoffnung, ein Typ John Boy würde sie dann entdecken und sie zur schönsten und ältesten fünffachen Mutter der westlichen Hemisphäre machen. Eine naturwissenschaftliche Sensation, quasi. Natürlich dürften auch mindestens drei Katzen in dieser Idylle nicht fehlen, natürlich nur solche, die ihr nicht in alle Ecken pissten und das Leben zur Küchenrollenhölle machten. Zwischen den Einkochterminen zieht sie nach wie vor um die Häuser, was einen entsprechenden Zieleinlauf ins Reihenhausidyll einen verdammt schwerfen Riegel vorschiebt.

Lilly, meine Verlegerin, kocht nicht mehr für ihren Mann, verkehrt im Wesentlichen per SMS mit ihm und überlegt, ob sie sich einem attraktiven, um sie herumschwänzelnden Männchen mit extrem ausgeprägtem Mutterkomplex hingeben soll. Olga verkehrt auch viel via SMS, vor allem mit der hysterischen Ehefrau ihrer großen Liebe, die sie sich letztendlich doch noch eingetreten hat. Ich gebe dieser Beziehung die besten Chancen, weil beide nur marginale Englischkenntnisse und unterschiedliche Muttersprachen haben, was der beiden Kommunikationsprobleme vermutlich auf schlichtestem und damit amüsantem Niveau halten wird.

Tonja hat gelernt, Männern nach einer netten Unterhaltung nicht ihre Visitkarte mit den zwei Doktortiteln zu geben, sondern ihre Nummer auf ein Stück Altpapier zu krixeln, um das Männchen nicht frühzeitig zu verscheuchen. Der einzige Mann, den ihre Bildung niemals störte, ein muskulöser Servierkörper, stellte sich am Ende des Tages als doch zu schlicht heraus. Tanja wiederum hatte genug davon, den Mann an ihrer Seite weiter durchzufüttern und erfreut sich seither maximal 300 Gramm Schmutzwäscche pro Woche und keines Streits um die Fernbedienung.

Soweit ein kurzes Update, in der Folge widmen wir uns wieder aktuellen, brennenden Themen.