Freitag, 7. November 2008

Wechselhaft bis heiter

Wenn mich jemand von der unbefleckten Empfängnis überzeugen könnte, würde ich es vielleicht für möglich halten, dass ich schwanger bin. Wenn ich regelmäßig im Zustand der Gnade balzende Männchen an mich ranließe und aufgrund des unvermeidlich folgenden Blackouts unsicher sein müsste, wann eventuell wo welcher Kontakt theoretisch hätte stattfinden können, also dann könnte ich eventuell auch über eine mögliche Schwangerschaft grübeln. Gar nicht gegrübelt hat Steffis Arbeitskollegin Eva, die ein paar Wochen durch die Redaktion hatschte und jedem, der es hören wollte oder nicht, erklärte, sie sei schwanger und in ihrem Alter sei das eine wirkliche Herausforderung, aber doch auch ein Zeichen. Eva war sich so sicher, dass sie nicht einmal die paar Euro in einen Ruck-Zuck-Test aus dem Drogeriemarkt investierte. Natürlich war Eva nicht schwanger sondern schlicht im Wechsel. Überraschung!!!

Überraschung - wie an jenem Morgen vor gut drei Jahrzehnten, als ich dachte, ich müsste jetzt umgehend und daher viel zu jung sterben, da ich plötzlichen zwischen den damals strammen Beinen blutete. Nachdem mir meine Mutter in 30 Sekunden die weibliche Physis verklickert und eine Binde mit den Ausmaßen einer gut gefüllten Dokumentenmappe in die Hand gedrückt hatte, war mir klar, dass mir die sympathische Rolle des sterbenden Schwans doch nur kurz vergönnt gewesen war. Dachte ich. Denn die Zeit vergeht schneller, als wir ihr mit Wundercremen Einhalt gebieten können, und dem ertrinkenden Östrogenhaushalt sei Dank darf ich jetzt wieder den sterben Schwan spielen. Man muss eben nur etwas warten können.

Olga, das extravaganteste Modell in der Garage, in der ich meine hinreißenden Freundinnen geparkt habe, ist mir leuchtendes Vorbild und erfahrene Ratgeberin, was Bezug und richtige Handhabung eines spanischen Fächers anbelangt, um das einzig Feuchte an einer Frau 40+ zu trocknen: den Nacken. Isoflavone müssen auch her, erklärt mir Olga (Eine entsprechende Megapackung im Gegenwert von zwei tollen Flaschen Champagner, die mir das Sozialkonstrukt vor zwei Jahren brachte, habe ich noch beleidigt dem Restmüll zugeführt.) Meine Ärztin war der Meinung, Nervenruh Forte wären ausreichend. Die Tabletten liegen neben meiner vollautomatischen Kaffemaschine wie weiland vor gefühlten 150 Jahren die Antibaby-Pille in der Kaffeedose. Angegriffen hab ich sie noch nicht, ich warte auf einen Notfall. Beispielsweise, wenn ich mit der Geflügelschere dem Monster hinterher rennen sollte, weil es den dritten Eintrag der Woche in seinem Mitteilungsheft heimbrachte.

Was die Handhabung entsprechender Hormoncremes anbelangt, bin ich nach wie vor beratungsresistent (vgl. Cashcows Frauen 40+ im Juli), was aber wohl auch damit zu tun hat, dass ich mangels Kontaktfläche im Gegensatz zu Olga nicht Gefahr laufe, die Vorhaut eines Mannes mit der Trockenmasse meines Sexualorgans unwiderruflich zu atomisieren. (Ähnliches war mir vor einem Vierteljahrhundert mit junger Scheide gelungen, wodurch ich aus einem strammen Salzburger zumindest äußerlich einen braven Juden gemacht habe; aber darüber bei Gelegenheit vielleicht mehr.)

Plantur 39, höre ich gebetsmühlenartig nach den Hauptnachrichten im Werbefernsehen, sei die ideale Haarpflege für überwutzelte Frauen, deren Hormonhaushalt den Kampf aufgegeben hat. In meiner Verzweiflung werde ich mir jetzt so eine Flasche organisieren, bevor meine Geheimratsecken irgendwelche junge Frauen so anmachen sollten, dass sie mich auf einen Prosecco einladen. „Wenn der Östrogenspiegel sinkt, geht es auch mit den Haaren bergab“, lese ich auf der Homepage des Plantur-Panschers. „Auch“ ist gut gesagt, das einzige, mit dem es nicht bergab geht, ist das Gewicht. Aber das ist schon wieder eine andere traurige Geschichte.