Donnerstag, 4. September 2008

Herbstzeitlose

Auch wenn mir die Hitze den Schweiß auf der Kopfhaut stehen lässt und täglich das ruiniert, was vorher auch keine wirkliche Frisur war – der Herbst naht. Zumindest quillt mein Briefkasten über von Hochglanzkatalogen mit den aktuellen Herbst/Winter-Kollektionen und Einladungen auf Dickpapier zu irgendwelchen Modeschauen, zu denen ich sowieso nicht gehen werde. Kurz durchgeblättert: Grau in allen Teilen und dunkler Strick sind scheinbar angesagt. Wenn ich fashionista wäre, würde ich mir schon mal Antidepressiva besorgen. Bin ich aber nicht, obwohl mein Kleiderschrank überquillt.

Mein Kleiderschrank quillt aus denselben Gründen über wie mein Mistkübel; ich bin einfach faul, und wenn man ordentlich drückt, funktioniert das für eine Weile ganz gut. Das ist die eine Wahrheit. Die andere Wahrheit ist, dass ich mich einfach noch nicht von meinen Fetzen in Größe 36 (und klein geschnittener 38) trennen kann. Obwohl ich sie seit garantiert fünf Jahren nicht mehr über die Hüften ziehen kann. Ich glaube, ich gebe mir noch ein Jahr und warte auf die Hirnwäsche, die mich auf das Ergometer treibt oder meine Proseccoflaschen verstauben lässt. Andererseits steigen angesichts meines Alters und Lebenswandels die Chancen, krankheitsbedingt zu erschlanken.

Monica, quietschvergnügte und chice Betreiberin einer Secondhand-Agentur in München und Wien, legte mir einmal ans Herz, die besten meiner untragbaren Teile in Kommission zu geben. Das täten Hunderte Schwestern, da die Teile ihren Putzfrauen zu eng wären und damit nicht als Goodies verschenkt werden könnten. Schreck, ach, Schreck! In der unendlichen Galerie hinreißend treuer bis vertrottelt unfähiger Putzfrauen, die ich in meinem Frauenleben genießen oder ertragen musste, war ausschließlich jede SCHLANKER als ich. Wenn ich mal in einem Anflug von „Ordne deinen Schrank, dann ordnest du dein Leben!“ das eine oder andere Teil entsorgte und überantwortete, wurde es wahrscheinlich einer Mutter oder Schwiegermutter in Weißrussland oder der Ukraine umgehängt. Den Armen dort bleibt wirklich nichts erspart.

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