Was bringt manche Frauen 40+ dazu, ihre Abende regelmäßig auf irgendwelchen Parties, Präsentationen oder anderen „Events“ zu verbringen? Haben sie Angst vor einem leeren Wohnzimmer und dem schlechten TV-Programm? In dem Fall empfiehlt sich ein gutes Buch. Oder macht es tatsächlich glücklich, mit zunehmendem Alkoholspiegel mit irgendwelchen C- oder D-Promis zu quatschen und jedes Mal, wenn eine Kamera vorbeikommt, die Zähne zu fletschen? Diese „Societitis“ macht es übrigens regelmäßig ziemlich kompliziert, unsere Weiberabende zu organisieren. Olga weiß davon schon lange ein Lied zu singen. Diese Organisationsherausforderung eignet sich wohl trefflich für ein Assessment Center für Vorstandsassistentinnen. Ich behaupte ungeschützt, dass es einfacher ist, ein Arbeitsttreffen der EU-Gesundheitsministe zu organisieren als einen Abend der Schwestern 40+.
Knapp 75.000 Deutsche starben im Vorjahr an einem Herzinfarkt. Jeder einzelne von ihnen wird trauernde Menschen hinterlassen haben, doch in die Zeitung hat es wohl keiner geschafft. Sie waren wohl auch nicht Pfleger eines Eisbären names Knut. Mir völlig unverständlich, dass die Pflegeverwandtschaft mit einem Vieh den eigenen Tod in die Schlagzeilen bringt. Bisher hat ein G´spusi mit einem halbwegs prominenten Männchen gereicht, selbst als „prominent“ zu gelten und auch nach Ende der körperlichen Beziehung zumindest als „Ex-Freundin von XY“ durch die Gazetten zu geistern.
„Teuerungsrate“ wird wohl zum Wort des Jahres gewählt. Oder „Bankencrash“ oder vielleicht auch „Wachtelei“. Während sich im Gott sei Dank zu Ende gehenden Wahlkampf die so genannten Eliten vorgeblich den Kopf darob zerbrechen, wie wir arme Schweine entlastet werden können, erhalte ich regelmäßig Briefe meines Vermieters und meiner Versicherer, dass ihre Leistungen indexangepasst teurer zu bezahlen sind. Warum werden wir eigentlich nicht auch ruck-ruck indexmäßig höher entlohnt?
Freitag, 26. September 2008
Donnerstag, 11. September 2008
Das Date
Sag es durch die Blume!
- Die neue Noblesse in Kürze am Kiosk -
„Mascha Bronsky, teleportier dich umgehend nach Grönland!“ befahl ich meinem üppigen Leib, der entsprechend der Gesetze der Physik natürlich nicht reagierte. Lieber würde ich auf einer Eisscholle sitzen und einem Eisbären den Schritt kraulen, als beim Lunch mit meinen Freundinnen einen Diskurs über Körperbehaarung geschweige denn deren Entfernung führen. Susanne, unsere flotte Seniorin, hatte nach einem gefühlten Vierteljahrhundert wieder ein Date vor sich – mit einem geschiedenen pensionierten Geschäftsmann, quasi im besten Alter, gut aussehend, charmant – Bingo! Steffi, inzwischen Ex-Single und rückblickend selbst ernannte Expertin für One-Night-Stands, gab wohlmeinende Ratschläge: „Vergiss nicht, dir die Beine zu rasieren, sonst bleibt dir noch die Seidenwäsche an den Waden hängen. Falls du dazu kommen solltest, sie fallen zu lassen!“
Susanne blickte gequält in die Runde. Ihren Beinen und der Bikinizone war es schon an den Kragen gegangen, als Steffi ihre sexuellen Höhepunkte noch auf dem Rücken ihres Lieblingsponys erlebt hatte. „Wie alt ist denn der Knabe überhaupt“, fragte Lilly skeptisch, „sieht der ohne Brille überhaupt noch etwas, oder muss er seinem Tastsinn vertrauen?“ Um Susanne eine vermutlich umständliche Erklärung zu ersparen, schlug ich schnell vor: „Du könntest ihm ja mit einem Landing Strip auf die Sprünge helfen.“ Ein Kosmetikinstitut hatte in der Wochenendbeilage meiner Tageszeitung für Brasilian Waxing für die Intimzone geworben. Um 45 Euro verpasste man frau also eine Landebahn, auf dass dem Sparring-Partner die Richtung gewiesen wurde. Zu meiner aktiven Zeit waren die Herren der Schöpfung noch recht zielstrebig gewesen, doch die Zeiten dürften sich geändert haben. Ich verstand bloß nicht, warum man so viel Geld bezahlen sollte, wenn einem sowieso nur etwas weggenommen wurde. „Wenn im Preis wenigstens ein zielsicherer Pilot im besten Alter inkludiert wäre…“, sinnierte ich ungehört vor mich hin.
„Bin ich schon völlig senil, oder ist diese Welt vertrottelt?“, krähte Susanne ein paar Tage später mit ungläubig aufgerissenen Augen durch unser Stammlokal. Das war sonst so gar nicht ihre Art. Das Abendessen mit dem angeblich charmanten Senior war also unüberhörbar nicht befriedigend gewesen. „Er hat mich gefragt, ob er mich von zu Hause abholen dürfe“, begann Susanne ihre Schilderung. „Um Gottes Willen, du kannst doch nicht einen völlig Fremden in deine Wohnung lassen, ist dir was passiert?!“, mir stockte fast der Atem. „Ach, was soll mir schon passieren“, wischte Susanne Bedenken zumindest in diese Richtung weg und kippte in der Aufregung ein halbes Glas alkoholfreien Sanbittèr hinunter wie nichts.
Der Knabe war also mit Handkuss und Blumenstrauß aufgetaucht. Ersterer verdampfte an Susannes Handrücken, das Gemüse landete wie Generationen vor ihm in einer Vase auf einem Sideboard im Wohnzimmer. „Glauben Sie nicht, meine Liebe, dass sich die Blumen auf der gegenüber liegenden Seite des Wohnzimmers besser machen würden?“, intervenierte der Knabe. „Ich sagte nein und dachte, die Sache wäre damit erledigt“, spuckte Susanne noch immer Galle, „aber dann schleppt dieser Irre doch tatsächlich die Vase durch das Zimmer, verschiebt meine Bilderrahmen um und platziert seine schnöseligen Lilien auf meine Kommode!“ „Und hast du ihm sein Grünzeug an den Kopf geworfen?“, fragte ich ahnungsvoll. „Nein, ich habe ihn hinausgeworfen. Hab das Blumenpapier aus dem Mist geholt und geglättet, das Gemüse eingerollt, ihm in die Hand gedrückt und das ganze Arrangement auf den Gang geschoben“, schnaubte Susanne. Ich hätte sie küssen können.
„Meine Güte, den hättest du doch auch nach einer heißen Nacht verbannen können – und die Vase wieder umstellen“, verstand die körperlich orientierte Steffi im Augenblick die Welt nicht mehr. „Um mir das Besteck auf dem Tisch herumschieben zu lassen, warme Ezzes zur Menüfolge einzufangen und die Welt als solche erklärt zu bekommen? Dafür bin ich definitiv zu alt und esse lieber meine aufgewärmten Linsen vom Vortag“, schloss Susanne das Thema für sich ab. „Ich verstehe nicht, warum du dich aufregst, ich erlebe das zu Hause jeden Tag“, gab Lilly abgeklärt Einblick in ihr Eheleben.
„Alles definitiv eine Frage des Alters und Familienstandes“, erkannte ich. Als Singlefrau Mitte oder Ende 20 hält man den Mund, um das attraktive Männchen, das ja eventuell der Vater einer künftigen Kinderschar und Kreditnehmer für die Villa in Klosterneuburg werden könnte, nicht vorschnell zu verjagen. Zumindest so lange nicht, bis hoffentlich ein Männchen auftaucht, dem man selbst die Wohnung umräumen kann. Mit 40 diskutiert man stundenlang sinnlos herum, weil man zwar auf die eigene Meinung Wert legt, aber noch immer glaubt, dass ein Leben mit Mann unterm Strich ein besseres sei als ohne. Egal, wie meschugge er ist, denn man lebt sowieso in zwei Wohnungen. Mit 40++, sofern man das alte Männchenmodell abgegeben hat oder abgeben musste, ist man schließlich erlöst. Und hat man ein Bedürfnis nach personifizierter Männlichkeit, gönnt man sich ein käufliches oder zumindest gewisser Zuwendungen bedürftiges Exemplar, das für seine Gage ordentlich arbeitet, ohne dabei viel zu reden. Ökonomisch ist diese Variante auf jeden Fall vertretbar, denn die Kosten für den Landing Strip entfallen definitiv.
- Die neue Noblesse in Kürze am Kiosk -
„Mascha Bronsky, teleportier dich umgehend nach Grönland!“ befahl ich meinem üppigen Leib, der entsprechend der Gesetze der Physik natürlich nicht reagierte. Lieber würde ich auf einer Eisscholle sitzen und einem Eisbären den Schritt kraulen, als beim Lunch mit meinen Freundinnen einen Diskurs über Körperbehaarung geschweige denn deren Entfernung führen. Susanne, unsere flotte Seniorin, hatte nach einem gefühlten Vierteljahrhundert wieder ein Date vor sich – mit einem geschiedenen pensionierten Geschäftsmann, quasi im besten Alter, gut aussehend, charmant – Bingo! Steffi, inzwischen Ex-Single und rückblickend selbst ernannte Expertin für One-Night-Stands, gab wohlmeinende Ratschläge: „Vergiss nicht, dir die Beine zu rasieren, sonst bleibt dir noch die Seidenwäsche an den Waden hängen. Falls du dazu kommen solltest, sie fallen zu lassen!“
Susanne blickte gequält in die Runde. Ihren Beinen und der Bikinizone war es schon an den Kragen gegangen, als Steffi ihre sexuellen Höhepunkte noch auf dem Rücken ihres Lieblingsponys erlebt hatte. „Wie alt ist denn der Knabe überhaupt“, fragte Lilly skeptisch, „sieht der ohne Brille überhaupt noch etwas, oder muss er seinem Tastsinn vertrauen?“ Um Susanne eine vermutlich umständliche Erklärung zu ersparen, schlug ich schnell vor: „Du könntest ihm ja mit einem Landing Strip auf die Sprünge helfen.“ Ein Kosmetikinstitut hatte in der Wochenendbeilage meiner Tageszeitung für Brasilian Waxing für die Intimzone geworben. Um 45 Euro verpasste man frau also eine Landebahn, auf dass dem Sparring-Partner die Richtung gewiesen wurde. Zu meiner aktiven Zeit waren die Herren der Schöpfung noch recht zielstrebig gewesen, doch die Zeiten dürften sich geändert haben. Ich verstand bloß nicht, warum man so viel Geld bezahlen sollte, wenn einem sowieso nur etwas weggenommen wurde. „Wenn im Preis wenigstens ein zielsicherer Pilot im besten Alter inkludiert wäre…“, sinnierte ich ungehört vor mich hin.
„Bin ich schon völlig senil, oder ist diese Welt vertrottelt?“, krähte Susanne ein paar Tage später mit ungläubig aufgerissenen Augen durch unser Stammlokal. Das war sonst so gar nicht ihre Art. Das Abendessen mit dem angeblich charmanten Senior war also unüberhörbar nicht befriedigend gewesen. „Er hat mich gefragt, ob er mich von zu Hause abholen dürfe“, begann Susanne ihre Schilderung. „Um Gottes Willen, du kannst doch nicht einen völlig Fremden in deine Wohnung lassen, ist dir was passiert?!“, mir stockte fast der Atem. „Ach, was soll mir schon passieren“, wischte Susanne Bedenken zumindest in diese Richtung weg und kippte in der Aufregung ein halbes Glas alkoholfreien Sanbittèr hinunter wie nichts.
Der Knabe war also mit Handkuss und Blumenstrauß aufgetaucht. Ersterer verdampfte an Susannes Handrücken, das Gemüse landete wie Generationen vor ihm in einer Vase auf einem Sideboard im Wohnzimmer. „Glauben Sie nicht, meine Liebe, dass sich die Blumen auf der gegenüber liegenden Seite des Wohnzimmers besser machen würden?“, intervenierte der Knabe. „Ich sagte nein und dachte, die Sache wäre damit erledigt“, spuckte Susanne noch immer Galle, „aber dann schleppt dieser Irre doch tatsächlich die Vase durch das Zimmer, verschiebt meine Bilderrahmen um und platziert seine schnöseligen Lilien auf meine Kommode!“ „Und hast du ihm sein Grünzeug an den Kopf geworfen?“, fragte ich ahnungsvoll. „Nein, ich habe ihn hinausgeworfen. Hab das Blumenpapier aus dem Mist geholt und geglättet, das Gemüse eingerollt, ihm in die Hand gedrückt und das ganze Arrangement auf den Gang geschoben“, schnaubte Susanne. Ich hätte sie küssen können.
„Meine Güte, den hättest du doch auch nach einer heißen Nacht verbannen können – und die Vase wieder umstellen“, verstand die körperlich orientierte Steffi im Augenblick die Welt nicht mehr. „Um mir das Besteck auf dem Tisch herumschieben zu lassen, warme Ezzes zur Menüfolge einzufangen und die Welt als solche erklärt zu bekommen? Dafür bin ich definitiv zu alt und esse lieber meine aufgewärmten Linsen vom Vortag“, schloss Susanne das Thema für sich ab. „Ich verstehe nicht, warum du dich aufregst, ich erlebe das zu Hause jeden Tag“, gab Lilly abgeklärt Einblick in ihr Eheleben.
„Alles definitiv eine Frage des Alters und Familienstandes“, erkannte ich. Als Singlefrau Mitte oder Ende 20 hält man den Mund, um das attraktive Männchen, das ja eventuell der Vater einer künftigen Kinderschar und Kreditnehmer für die Villa in Klosterneuburg werden könnte, nicht vorschnell zu verjagen. Zumindest so lange nicht, bis hoffentlich ein Männchen auftaucht, dem man selbst die Wohnung umräumen kann. Mit 40 diskutiert man stundenlang sinnlos herum, weil man zwar auf die eigene Meinung Wert legt, aber noch immer glaubt, dass ein Leben mit Mann unterm Strich ein besseres sei als ohne. Egal, wie meschugge er ist, denn man lebt sowieso in zwei Wohnungen. Mit 40++, sofern man das alte Männchenmodell abgegeben hat oder abgeben musste, ist man schließlich erlöst. Und hat man ein Bedürfnis nach personifizierter Männlichkeit, gönnt man sich ein käufliches oder zumindest gewisser Zuwendungen bedürftiges Exemplar, das für seine Gage ordentlich arbeitet, ohne dabei viel zu reden. Ökonomisch ist diese Variante auf jeden Fall vertretbar, denn die Kosten für den Landing Strip entfallen definitiv.
Erschienen als
Noblesse Kolumne
Mittwoch, 10. September 2008
Urknall
Olga war der Meinung, unsere Mädchenrunden könnten auch einmal eleganter über die Bühne gehen als in der Regel auf dem Naschmarkt und vergatterte uns zum Grillabend im Palais Coburg – edles Ambiente auf einer der schönsten Terrassen Wiens. Ein gelungener Abend, sieht man von den Fotos ab, die irgendwelche Servierkörper in Olgas Auftrag von uns machen mussten, überhaupt die mit Mike, Vocal of the Boring Blues Band: „Mascha, nimm die Brille ab.“
Wer weiß außerdem, wie lange wir noch zusammen sitzen könnten, wo in der Schweiz doch irgendwelche Protonen auf den Crash aller Crashes vorbereitet würden, und ein schwarzes Loch unsere alternden Leiber oder das ganze Universum auf Rosinengröße schrumpfen lassen könnte. Also, Prost, denn am Mittwoch ist vielleicht alles vorbei. Es ist Mittwoch, und nichts ist passiert.
Die ZiB um 9 Uhr kündigte heute den Beginn des Experiments für 9.30 Uhr an. Ich leite die entsprechende Information an die Schwestern weiter – per SMS. Der Nachrichtenton weckt Olga auf, die ihre Angst vor dem Urknall schon wieder verloren hat: „Meine Güte, stehst du früh auf. Ich gehe jetzt in den Keller, um in Ruhe schlafen zu können.“ Lilly simmst, dass sie uns alle sehr geliebt hat, und Susanne behauptet, schon lange in Vorbereitung zu stehen: „Gesichtsmaske aufgelegt!“ Jemand, der sein Leben lang super gepflegt durch alle Hochs und Tiefs ging, will seinem Schöpfer wohl nicht mit Augenringen gegenüber treten.
Ich muss ja gestehen, dass ich als „naturwissenschaftliche Nuss“ (© Monster, ich kann einen Jaguar nicht von einem Gepard oder Leopard unterscheiden, ist doch alles Leo-Print) von der Chose gar keine Ahnung hatte, da ich die Wissenschaftsseiten meiner Tageszeitung nicht einmal ignoriere. Eine leichte Technophobie kann man mir gerne attestieren. So wie Susannes Mutter (Jahrgang 1907), die erleben musste, wie Susanne eines der ersten Mobiltelefone mit sich rumschleppte, und sich bei Freundin Mitzi beim damals gängigen Piccolo Sekt ausweinte: „Die Wöld steht nimmer laung, bei meina Tochter leit´s Telefon im Handtascherl.“ Und da steht sie immer noch – und wird auch noch stehen, wenn wir schon lange gegangen sind.
Wer weiß außerdem, wie lange wir noch zusammen sitzen könnten, wo in der Schweiz doch irgendwelche Protonen auf den Crash aller Crashes vorbereitet würden, und ein schwarzes Loch unsere alternden Leiber oder das ganze Universum auf Rosinengröße schrumpfen lassen könnte. Also, Prost, denn am Mittwoch ist vielleicht alles vorbei. Es ist Mittwoch, und nichts ist passiert.
Die ZiB um 9 Uhr kündigte heute den Beginn des Experiments für 9.30 Uhr an. Ich leite die entsprechende Information an die Schwestern weiter – per SMS. Der Nachrichtenton weckt Olga auf, die ihre Angst vor dem Urknall schon wieder verloren hat: „Meine Güte, stehst du früh auf. Ich gehe jetzt in den Keller, um in Ruhe schlafen zu können.“ Lilly simmst, dass sie uns alle sehr geliebt hat, und Susanne behauptet, schon lange in Vorbereitung zu stehen: „Gesichtsmaske aufgelegt!“ Jemand, der sein Leben lang super gepflegt durch alle Hochs und Tiefs ging, will seinem Schöpfer wohl nicht mit Augenringen gegenüber treten.
Ich muss ja gestehen, dass ich als „naturwissenschaftliche Nuss“ (© Monster, ich kann einen Jaguar nicht von einem Gepard oder Leopard unterscheiden, ist doch alles Leo-Print) von der Chose gar keine Ahnung hatte, da ich die Wissenschaftsseiten meiner Tageszeitung nicht einmal ignoriere. Eine leichte Technophobie kann man mir gerne attestieren. So wie Susannes Mutter (Jahrgang 1907), die erleben musste, wie Susanne eines der ersten Mobiltelefone mit sich rumschleppte, und sich bei Freundin Mitzi beim damals gängigen Piccolo Sekt ausweinte: „Die Wöld steht nimmer laung, bei meina Tochter leit´s Telefon im Handtascherl.“ Und da steht sie immer noch – und wird auch noch stehen, wenn wir schon lange gegangen sind.
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Blog-Eintrag
Donnerstag, 4. September 2008
Herbstzeitlose
Auch wenn mir die Hitze den Schweiß auf der Kopfhaut stehen lässt und täglich das ruiniert, was vorher auch keine wirkliche Frisur war – der Herbst naht. Zumindest quillt mein Briefkasten über von Hochglanzkatalogen mit den aktuellen Herbst/Winter-Kollektionen und Einladungen auf Dickpapier zu irgendwelchen Modeschauen, zu denen ich sowieso nicht gehen werde. Kurz durchgeblättert: Grau in allen Teilen und dunkler Strick sind scheinbar angesagt. Wenn ich fashionista wäre, würde ich mir schon mal Antidepressiva besorgen. Bin ich aber nicht, obwohl mein Kleiderschrank überquillt.
Mein Kleiderschrank quillt aus denselben Gründen über wie mein Mistkübel; ich bin einfach faul, und wenn man ordentlich drückt, funktioniert das für eine Weile ganz gut. Das ist die eine Wahrheit. Die andere Wahrheit ist, dass ich mich einfach noch nicht von meinen Fetzen in Größe 36 (und klein geschnittener 38) trennen kann. Obwohl ich sie seit garantiert fünf Jahren nicht mehr über die Hüften ziehen kann. Ich glaube, ich gebe mir noch ein Jahr und warte auf die Hirnwäsche, die mich auf das Ergometer treibt oder meine Proseccoflaschen verstauben lässt. Andererseits steigen angesichts meines Alters und Lebenswandels die Chancen, krankheitsbedingt zu erschlanken.
Monica, quietschvergnügte und chice Betreiberin einer Secondhand-Agentur in München und Wien, legte mir einmal ans Herz, die besten meiner untragbaren Teile in Kommission zu geben. Das täten Hunderte Schwestern, da die Teile ihren Putzfrauen zu eng wären und damit nicht als Goodies verschenkt werden könnten. Schreck, ach, Schreck! In der unendlichen Galerie hinreißend treuer bis vertrottelt unfähiger Putzfrauen, die ich in meinem Frauenleben genießen oder ertragen musste, war ausschließlich jede SCHLANKER als ich. Wenn ich mal in einem Anflug von „Ordne deinen Schrank, dann ordnest du dein Leben!“ das eine oder andere Teil entsorgte und überantwortete, wurde es wahrscheinlich einer Mutter oder Schwiegermutter in Weißrussland oder der Ukraine umgehängt. Den Armen dort bleibt wirklich nichts erspart.
Mein Kleiderschrank quillt aus denselben Gründen über wie mein Mistkübel; ich bin einfach faul, und wenn man ordentlich drückt, funktioniert das für eine Weile ganz gut. Das ist die eine Wahrheit. Die andere Wahrheit ist, dass ich mich einfach noch nicht von meinen Fetzen in Größe 36 (und klein geschnittener 38) trennen kann. Obwohl ich sie seit garantiert fünf Jahren nicht mehr über die Hüften ziehen kann. Ich glaube, ich gebe mir noch ein Jahr und warte auf die Hirnwäsche, die mich auf das Ergometer treibt oder meine Proseccoflaschen verstauben lässt. Andererseits steigen angesichts meines Alters und Lebenswandels die Chancen, krankheitsbedingt zu erschlanken.
Monica, quietschvergnügte und chice Betreiberin einer Secondhand-Agentur in München und Wien, legte mir einmal ans Herz, die besten meiner untragbaren Teile in Kommission zu geben. Das täten Hunderte Schwestern, da die Teile ihren Putzfrauen zu eng wären und damit nicht als Goodies verschenkt werden könnten. Schreck, ach, Schreck! In der unendlichen Galerie hinreißend treuer bis vertrottelt unfähiger Putzfrauen, die ich in meinem Frauenleben genießen oder ertragen musste, war ausschließlich jede SCHLANKER als ich. Wenn ich mal in einem Anflug von „Ordne deinen Schrank, dann ordnest du dein Leben!“ das eine oder andere Teil entsorgte und überantwortete, wurde es wahrscheinlich einer Mutter oder Schwiegermutter in Weißrussland oder der Ukraine umgehängt. Den Armen dort bleibt wirklich nichts erspart.
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Blog-Eintrag
Montag, 1. September 2008
Adel vernichtet?
Langsam verzweifle ich an der Frage, wie anno dazumal Frauen 40+ im vierten oder fünften Stock einer Historismushütte oder Jugendstilkathedrale wohnen konnten – ohne Aufzug. Vor allem die armen Dienstmädchen. Tag für Tag schleppe ich nun mein Eigengewicht sowie das Futter für das Monster, die Katzen und mich hoch. Die Oberschenkel haben inzwischen w.o. gegeben und schluchzen nur noch leise vor sich hin, dafür habe ich entdeckt, dass unter meinem Wadenfett scheinbar Muskelreste aus den späten Siebzigern erhalten geblieben sind. Wie aufgetaute Tote aus dem SciFi-Schocker fangen die Fasern an sich zu rühren und zwicken und zwacken, als hinge ein Wad´lbeißer an ihnen. An High-Heels ist sowieso nicht zu denken, denn ich habe wahrlich wenig Lust, im letzten Halbstock Stunden lang mit gebrochenem Knöchel hingebettet zu liegen, bis im Morgengrauen mein Zeitungszusteller über mich stolpert.
Entspannung der hoch gelagerten Beine findet Frau 40+ wie so oft vor dem Telly, diesem wunderbaren Bildungsmedium. Eine wirklich klassische 3.000 Euro-Frage: Wie heißt das Sprichwort - „Adel verzichtet“ oder „Adel verpflichtet“? Von meinen leidgeprüften Leserinnen wird sich keine ernste Hoffnung auf Auszahlung durch mein ärmliches Händchen machen. Ausgezahlt hat sat1 – an jene Seherin, die die vermutlich richtige Antwort in der Werbepause von „Gräfin gesucht“ mit vor Rührung tränennassen Wangen durch die Leitung schluchzte.
Nach Spiras „Liebesg´schichten“ (der bewegten Kontaktanzeige mit zeitlosen Inneneinrichtungstipps im Zwischenschnitt), der inzwischen zu Grabe getragenen Speed-Dating-Show „Herzblatt“ (Wer hat eigentlich Susi bekommen?) sowie Bauern- und Papa-Kuppelshows geht es jetzt blaublütigen Junggesellen an die gestärkten Kragen. Die Beweggründe der Kandidatinnen beziehungsweise die „Ansprüche“, die die Herren an ihre künftigen Gräfinnen stellen, sind es nicht wert näher erörtert zu werden. Durch den Weichzeichner aufgenommen, beschneiden diese mit ihren Kandidatinnen die Rosen im Gutshof, man reitet, segelt, platziert und diniert – ständig auf der Achse zwischen Stadtwohnungen, Gutshäusern und einer wirklich fast erbärmlichen „Landhütte“ am See.
Ich war fast versucht, Benedikt rührend zu finden, als er seinem Blondchen das Händchen küsste. Immerhin hatte Blondchen das Vanille-Krokant-Eis als krönenden Abschluss für das Dinner im erlauchten Freundeskreis allerhöchstselbst zubereitet. Es lag wahrscheinlich an zu viel Rotwein, dass ich Einstellungen in Erinnerung zu haben glaubte, in denen die Haushälterin kräftig gerührt und geröstet hatte. Shame on me! Gutsbesitzer Benedikt ist im Brotberuf eigentlich Geschäftsführer eines Reha-Zentrums. Aber da Blondchen nicht nur bei einem Schönheitschirurgen arbeitet, sondern scheinbar auch arbeiten lässt, sind unglaubliche Synergie-Effekte absehbar. Fake or no fake, das ist nicht nur bei Vanille-Krokant die Frage, die in Internetforen derzeit diskutiert wird.
Die rassige Anna, laut „Bild“ das Luder unter den Kandidatinnen, hat laut sat1-Inserts Psychologie und Jus studiert. Fleißiges Mädchen, denn immerhin reichte es parallel dazu für eine Karriere als Moderatorin und Schauspielerin. Anna Deborah von Funk heißt sie, hat eine eigene Homepage, der man aber scheinbar aus guten Gründen den Saft abgedreht hat. Die Google-Bildersuche hilft weiter: Beim DSF durfte Anna Gitterrätsel moderieren: „2.500 Euro sicher – nennen Sie ein Tier.“ Und ein SMS genügte, und man bekam „jetzt 4 Fotos von Sexy Anna auf dein Handy“. Im Augenblick fehlt mir die Kraft für mehr.
Entspannung der hoch gelagerten Beine findet Frau 40+ wie so oft vor dem Telly, diesem wunderbaren Bildungsmedium. Eine wirklich klassische 3.000 Euro-Frage: Wie heißt das Sprichwort - „Adel verzichtet“ oder „Adel verpflichtet“? Von meinen leidgeprüften Leserinnen wird sich keine ernste Hoffnung auf Auszahlung durch mein ärmliches Händchen machen. Ausgezahlt hat sat1 – an jene Seherin, die die vermutlich richtige Antwort in der Werbepause von „Gräfin gesucht“ mit vor Rührung tränennassen Wangen durch die Leitung schluchzte.
Nach Spiras „Liebesg´schichten“ (der bewegten Kontaktanzeige mit zeitlosen Inneneinrichtungstipps im Zwischenschnitt), der inzwischen zu Grabe getragenen Speed-Dating-Show „Herzblatt“ (Wer hat eigentlich Susi bekommen?) sowie Bauern- und Papa-Kuppelshows geht es jetzt blaublütigen Junggesellen an die gestärkten Kragen. Die Beweggründe der Kandidatinnen beziehungsweise die „Ansprüche“, die die Herren an ihre künftigen Gräfinnen stellen, sind es nicht wert näher erörtert zu werden. Durch den Weichzeichner aufgenommen, beschneiden diese mit ihren Kandidatinnen die Rosen im Gutshof, man reitet, segelt, platziert und diniert – ständig auf der Achse zwischen Stadtwohnungen, Gutshäusern und einer wirklich fast erbärmlichen „Landhütte“ am See.
Ich war fast versucht, Benedikt rührend zu finden, als er seinem Blondchen das Händchen küsste. Immerhin hatte Blondchen das Vanille-Krokant-Eis als krönenden Abschluss für das Dinner im erlauchten Freundeskreis allerhöchstselbst zubereitet. Es lag wahrscheinlich an zu viel Rotwein, dass ich Einstellungen in Erinnerung zu haben glaubte, in denen die Haushälterin kräftig gerührt und geröstet hatte. Shame on me! Gutsbesitzer Benedikt ist im Brotberuf eigentlich Geschäftsführer eines Reha-Zentrums. Aber da Blondchen nicht nur bei einem Schönheitschirurgen arbeitet, sondern scheinbar auch arbeiten lässt, sind unglaubliche Synergie-Effekte absehbar. Fake or no fake, das ist nicht nur bei Vanille-Krokant die Frage, die in Internetforen derzeit diskutiert wird.
Die rassige Anna, laut „Bild“ das Luder unter den Kandidatinnen, hat laut sat1-Inserts Psychologie und Jus studiert. Fleißiges Mädchen, denn immerhin reichte es parallel dazu für eine Karriere als Moderatorin und Schauspielerin. Anna Deborah von Funk heißt sie, hat eine eigene Homepage, der man aber scheinbar aus guten Gründen den Saft abgedreht hat. Die Google-Bildersuche hilft weiter: Beim DSF durfte Anna Gitterrätsel moderieren: „2.500 Euro sicher – nennen Sie ein Tier.“ Und ein SMS genügte, und man bekam „jetzt 4 Fotos von Sexy Anna auf dein Handy“. Im Augenblick fehlt mir die Kraft für mehr.
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