Donnerstag, 10. Juli 2008

Stinken allein erziehende Mütter?

Mit gefährlich gezücktem Riechorgan, das trotz seiner imposanten Größe in seiner Wahrnehmung hinterherhinkt, schleiche ich übers Parkett auf der Suche nach möglichen Geruchsquellen in meiner Wohnung.

Zugegeben, aus meinem Kühlschrank weht dem interessierten oder hungrigen Betrachter schon einmal eine kräftige Brise entgegen. Käse, der reif werde sollte, und letztendlich vergessen wurde, ist manchmal a pain in the arse. Sorry, fridge. Auch die Sardinenfilets letztens, frisch gekauft bei Umar am Naschmarkt, sollten nur bis zum nächsten Tag ihrer Zubereitung harren und sind in den Stunden darauf tatsächlich meinem Kurzzeitgedächtnis zum Opfer gefallen. Aber kaum schließt man beherzt die Tür, ist das Drama vorbei. Garantiert.

Egal, was mir die Werbung erzählt und welch glückliche und klinisch weißen Zimmertiger sie mir inzwischen digital ins Wohnzimmer sendet, Katzenpisse stinkt. Vor allem, wenn sie im Schnitt einmal pro Woche neben dem Katzenklo landet, um mir nonverbal zu vermitteln, dass ich die Katzenköttel gefälligst früher aus dem Streu heben soll. So lange mein Mitbewohner, ein zwölfjähriges Monster, sich leider nicht mit Einstein sondern mit Adrian Monk identifiziert und nie im Leben eine Kotschaufel ins beginnend männliche Händchen nehmen würde, wird sich da wohl nichts ändern.

Doch Rettung naht. Angeblich. Von einer tierischen „allein erziehende Mutter mit zwei Rackern“, eine nach dem Willen der Kreativen gestressten Giraffe, wird mir im Werbe-TV ein automatischer Luftverbesserer ans Herz geknallt, der automatisch alle 9, 18 oder 36 Minuten eine Ladung Chemie loslässt. Diese verhilft dann scheinbar der inkriminierten Wohnung ohne männliches Familienoberhaupt zum Duft der glücklichen weil vollständigen Familie. Weil es für die allein erziehende Giraffe nicht so leicht sein soll, die Wohnung immer frisch zu halten.

OK, der armen Giraffe fällt es mit ihren Hufen vielleicht schwer, ein Fenster zu öffnen und regelmäßig für die ordentliche Durchlüftung ihrer Wohnung zu sorgen. Dieses Problem hätte sie aber auch mit einem Giraffenbullen an ihrer Seite. Die allein erziehende Giraffenkuh steht vor einem umgestürzten Schmutzwäschekorb und aktiviert ihr Sprühding. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es in diesem Badezimmer riecht, wenn unter den Kinderslips auch klassische Männerfahnen liegen würden. Ich erinnere mich vage an die Note, die solche zu verströmen imstande sind.

Wenn ein Mann im Hause wäre, vermittelt mir die Giraffe, wäre also alles leichter. Zugegeben, so ein Bulle kann ja ganz hilfreich sein, wenn es gilt, die Blumentöpfe im Spätherbst von der Terrasse in den Vorraum zu schleppen. Gegen den Geruch eines maskulin schwitzenden Familienoberhaupts kommt aber wahrscheinlich nicht einmal die Chemiekeule aus der Werbung an.

Was will uns dieser Spot also vermitteln? Nicht nur, dass wir Alleinerzieherinnen zu wenig Zeit haben für unsere Kinder, lassen wir sie auch noch in stinkenden Wohnungen dahin vegetieren? Kaufmotiv schlechtes Gewissen für eine zunehmend große Zielgruppe? Liebe Kreative, lasst Euch eines sagen: In den Wohnungen allein erziehender Frauen stinkt es nicht mehr oder weniger als in solchen mit Mama und Papa. Die allein erziehende Frau putzt genauso wie die berufstätige nicht allein erziehende Frau. Was bei ihr auf der Strecke bleibt, sind Zeit für sich selbst, Abendessen in männlicher Begleitung und guter Sex. Wobei, letzteres haben verheiratete Mütter auch nicht so oft.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

... und was bei den Kindern auf der Strecke bleibt, ist, dass sie keinen Vater haben.

likepax hat gesagt…

Ich stimme vielen Punkten zu, die Sie in diesem Artikel angesprochen haben. Wenn Sie nach den Echte Likes Kaufen suchen, dann besuchen Sie Likepax. Ich schätze die Arbeit, die Sie in dieses Thema gesteckt haben, und hoffe, dass Sie weiterhin zu diesem Thema schreiben.

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