„Die
müssen alle glauben, ich bin der Überflieger im Bett!“, ächzte Mischa in der
Eisernen Zeit, „dabei bin ich bestenfalls Durchschnitt.“ Das Busenwunder, das
mir just in diesem Augenblick in dem Naschmarktbeisl mein kleines Gulasch vor
den Latz knallte, tat so, als hätte es nichts gehört, verlor aber sichtlich im
selben Moment das Interesse an dem agilen Junggebliebenen, der mehr
Adorantinnen hat als die meisten seiner Altersgenossen Zähne.
„Ach, das bildest du dir ein, Mischa, erklärte
ich meinem Lieblingskumpel, tunkte eine Semmelzehe in den Gulaschsaft und
dozierte: Es gibt einfach keine vernünftigen Männer mehr in unserem Alter, da
liegt die Latte nicht mehr so hoch, unsere Ansprüche müssen einfach sinken.“
Ich rechne es Mischa hoch an, dass er ob dieser Aussage nicht in allgemein
verständlicher Entrüstung seinen Spritzer über mein wehes Knie ergoss. „Okay,
ich kann zumindest mit Messer und Gabel essen“, überlegte Mischa laut, „und bin
auch ganz repräsentabel“. Ich stimmte ihm zu, während der Paprika in meiner
Kehle kratzte. Was ihn vor allem erschreckte, waren eindeutige Angebote
jüngerer Frauen, die im Endspurt ihrer Fruchtbarkeit dahinhetzten. Schon allein
die theoretische Vorstellung einer neuen Vaterschaft trieb ihm den Schweiß auf
die Stirn.
In
der Tat schützt Alter wie auch Wechsel nicht vor dem Thema. „Du siehst schwanger aus“,
hörte ich in der letzten Zeit öfter von meinen hinreißenden Freundinnen. Dass ich einfach nur fett war, daran wollte wohl
keine glauben. Als irgendwann irgendwelche Resthormone, die wohl die Abfahrt
ins klimakterische Nirvana verpasst hatten, in mir fröhliche Urständ´ feierten,
meldete sich in mir die Vorsicht als Mutter nicht nur der sprichwörtlichen
Porzellankiste, sondern auch jeglicher Zorrersvermeidung. Das Wort „Wechselbalg“
gehörte zu den schönsten Wörtern meiner verblichenen Jungend und so beschloss
ich, sicherheitshalber einen Schwangerschaftstest zu machen und trabte zu diesem Behufe in den
Drogeriemarkt.
Das
erste Hindernis bestand darin, dass ich meine Lesebrille nicht bei mir hatte
und kaum die Erläuterungen auf den ostzonal wirkenden Pappschachteln entziffern
konnte. Ich hoffte, dass mich niemand aus meinem Grätzel dort sah und wenn doch, dann im Zweifel hoffentlich annehmen würde, ich sinnierte über die Duftnoten der angebotenen Massageöle. Möglichst unauffälig übte ich Schärfeeinstellung durch Armlängendifferenz und stand vor Hindernis
Nummer Zwei. „Sofortinfo VOR Ausbleiben der Mensis“ stand da sowie „Sofortinfo
NACH Ausbleiben der Mensis“. Welche der beiden Schachteln war jetzt ideal für
eine Frau, die sich zwar noch an ihre letzte Regelschmerzen erinnern kann, aber
nicht mehr weiß, in welchem Jahr sie diese quälten? Ich empfehle daher der
zuständigen Industrie dringend Information in großer Leseschrift: SOFORTINFO
FÜR FRAUEN OHNE MENSIS. In einem Anfall von Leichtsinn oder besser
übertriebener Vorsicht erstand ich beide Tests und war dem Zweierteam dankbar für
seine Diagnose: Du bist einfach fett, Mascha.
10 Kommentare:
love it!
deine alte abonnentin sofie silber
<3 <3 <3
freu mich auf mehr von der naschmarktliteratin ;-)
roland s.
genial:-)) das trifft des pudels kern der 40+ und darüber frauen... eine freude dies zu lesen - freu mich auf mehr...!! gabriele.g.
muss *grunz* sagen - weil so real...bitte mehr! martina w.
bitte um Fortsetzung....Gruß Haasi50+
Ihr seid so süß. Ich bemühe mich. :)
Freut mich zu lesen wie unsere Gespräche aufgenommen werden.....& von FETT kann keine Rede sein, durchwachsen wäre richtiger :-)
formidable ma chère...........-60 ;-))
wann gibt es die anekdoten in buchform? dann hätte ich endlich super weihnachtsgeschenke! sehr fein, aber habs eh schon gesagt: ich find dich super! blondie
super, ich wusste schon dass Sie so witzig waren :) Dila D.
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